Mal wieder Orchideen ... unterwegs in der Eifel

Wieder einmal galt das lange Mai-Wochenende über Christi Himmelfahrt meiner erste längeren Orchideentour des Jahres. Nachdem ich 2022 zur spät in der Eifel war, sollte es in diesem - von der Blütezeit her - etwas späteren Orchideenjahr erneut dorthin gehen. Bereits vor zwei Jahren hatte ich mir ein ganz besonderes Ziel in den Kopf gesetzt, welches ich in dieser Saison nun endlich fotografieren wollte.

Anders als im letzten Jahr, als ich in der Nordeifel unterwegs war und dann spontan in die Niederlande reiste [Blogeintrag "Orchideensuche in der alten Heimat"], ging es diesmal komplett nach Rheinland-Pfalz. Ich wollte in der Südeifel unterwegs sein, wo ich günstig gelegen in Bitburg untergebracht war. Von hier aus wollte ich Touren in die Umgebung machen. Bereits vor 15 Jahren war ich einmal in dieser Region und besuchte damals die deutschlandweit bekannten Orchideengebiete um Irrel und Olk, die in der Orchideenliteratur oft erwähnt werden. Das waren Ziele, welche ich auch dieses Mal wieder besuchen wollte. Aber auch in der näheren Umgebung von Bitburg gibt spannende Gebiete die zur Orchideensuche einladen: z. B. die Keuperscharren des Bedhards. Diese sind besonders orchideenreich und ich traf bei meinen Touren auf eine große Menge an verschiedensten Trockenrasen-Arten. Besonders die großen Vorkommen der Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum), des Ohnsporn-Knabenkrautes (Orchis anthropophora), des Purpur-Knabenkrautes (Orchis purpurea) und der Hummel-Ragwurz (Ophrys holosericea) waren beeindruckend. An einigen Stellen fanden sich auch Manns-Knabenkraut (Orchis mascula), Brand-Keuschorchis (Neotinea ustulata) und Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera).


Bereits am ersten Tag hatte ich das Glück und die Ehre von befreundeten Orchideenexperten das bereits erwähnte Hauptziel meiner Reise gezeigt zu bekommen. Ich einem kleinen orchideenreichen Laubwald wurde ich zu drei wunderschönen Hybriden zwischen dem Ohnsporn-Knabenkraut und dem Purpur-Knabenkraut in Hochblüte geführt. Es handelt sich dabei um eine der seltensten Orchideenhybriden in Deutschland, welche nur sehr selten und wenn dann lediglich in größeren Zeitabschnitten gefunden wird. Zurzeit scheint das der einzige Fundort dieser Kreuzung in ganz Deutschland zu sein.

 

In den folgenden Tagen besuchte ich auch das Nahe- und das Glantal im Süden von Rheinland-Pfalz. Hier schaute ich mir nach langer Zeit mal wieder den Wingertsberg bei Brauweiler an, ein wahrer Orchideengarten. Es handelt sich um einen alten Weinberg, der durchaus als Garten bezeichnet werden kann, da hier vor mehreren Jahrzehnten der bekannte Orchideenexperte Eduard Peitz (1913–1984) Orchideen gezielt angesiedelt hat. Oft stammten die Pflanzen von Rettungsaktionen, mit der Zeit tauchten aber auch mediterrane Orchideenarten auf, die hier nicht hingehören und dieses Orchideenvorkommen sehr unseriös als "Spielwiese" von gewissenslosen Orchideenliebhabern erscheinen lässt. So kommt es, dass dort neben besonders stattlichen Hybriden zwischen dem Helm-Knabenkraut (Orchis militaris) und dem Ohnsporn-Knabenkraut (Orchis anthropophora) auch die Dróme-Ragwurz (Ophrys drumana) aus Süd-Frankreich und viele unbestimmbare Ragwurz-Hybriden (u.a. mit Beteilungen der Schnepfen-Ragwurz Ophrys scolopax) zu finden sind.

 

In der Nähe von Medard besuchte ich anschließend auch ein tolles Orchideengebiet welches für das Vorkommen des Affen-Knabenkrauts (Orchis simia) bekannt ist. Die Pflanzen standen noch in guter Blüte und es waren auch einige Hybriden zwischen dem Purpur-Knabenkraut und dem Affen-Knabenkraut vorhanden. Eine Kombination, welche ich bis dahin ebenfalls noch nicht gesehen hatte und auch der Grund für die etwas weitere Anreise war.

 

Für viele spannende und interessante Information im Vorfeld und während meiner Reise gilt Hans-Jürgen Neuhaus und Jürgen Passin vom Arbeitskreis Heimische Orchideen Rheinland-Pfalz/Saarland und Thomas Kirchen von der GDT Regionalgruppe VI (Hessen-Pfalz-Saarland) mein Dank.

Und weil sie so schön ist hier nochmal eine Gegenüberstellung der Hybride Orchis x melsheimeri (Orchis anthropophora x Orchis purpurea; mitte) mit den Elternarten: dem Ohnsporn-Knabenkraut (Orchis anthropophora; links) und dem Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea; rechts).