Orchideenjagd in Mittel- & Süddeutschland - Rückblick 2020

Im Mai ging es nach längerer Zeit für mich mal wieder in den äußersten Südwesten Deutschlands. Ich wollte in Südbaden auf Orchideensuche gehen und einige bekannte Orte wie das Lilienthal im Kaiserstuhl, das Naturschutzgebiet Taubergießen oder das Naturschutzgebiet Totengrien aufsuchen.
Besonders die großen Bestände des Violetten Dingels (Limodorum abortivum) waren in diesem Jahr beeindruckend. Laut Information des Arbeitskreises Heimische Orchideen Baden-Württemberg blühte an dem bekanntesten deutschen Standort mit rund 300 Exemplaren eine besonders hohe Zahl. Auch die vielen Hummel-Ragwurz (Ophrys holosericea) und Pyramiden-Hundswurz (Anacamptis pyramidalis) waren eindrucksvoll. Zu meiner großen Freude gelangen mir auch viele Bestäuberbeobachtungen, von denen ich einige in Bildern festhalten konnte. Mit zahlreichen Pollinarien bestückte Widderchen auf Pyramiden-Hundwurz und auch eine Langhornbiene bei der Pseudokopulation auf einer Hummel-Ragwurz waren die Highlights. Während ich für die meisten Knabenkräuter in diesem frühen Jahr zu spät dran war, war ich für ein weißblühendes Exemplar des Roten Waldvögleins (Cephalanthera rubra) im Lilienthal leider einige Tage zu früh. Ich fand diese nur knospend.

Der Rückweg aus dem Badischen führte mich durch den Schwarzwald, wo ich im strömenden Regen noch das Kleine Zweiblatt (Listera cordata) an einem großen bekannten Fundort bei Triberg aufsuchte. Auch einem sehr schönen und großen Vorkommen der Korallenwurz (Corallorrhiza trifida) auf der Baaralb wollte ich unbedingt einen kurzen Besuch abstatten, um die aktuell in schönster Blüte stehenden Gruppen fotografieren zu können.

 

Mitten in der Hitzewelle im Juni zog es mich für ein Wochenende dann mal wieder in die Mitte Deutschlands, wo ich vor allem die Honigorchis (Herminium monorchis) fotografieren wollte. Leider war es für diese Art jedoch etwas zu früh und auch die Trockenheit ließ die wenigen Pflanzen etwas leiden und nur noch kümmerlich aussehen. Da Nordhessen aber in Sachen Orchideen immer etwas zu bieten hat, war ein Alternativprogramm schnell gefunden. In der Nähe befindet sich eines der wenigen Vorkommen von weißblühenden Exemplaren des Roten Waldvögleins (Cephalanthera rubra). Gemeinsam mit Mathias Lohr konnten wir zu unserer Überraschung 25 „weiße Rote Waldvöglein“ (unter hunderten normalen Pflanzen) finden. Mit so vielen weißen Pflanzen auf einmal hatten wir nicht gerechnet. Auch dem bekannten Vorkommen der gelben (apochromen) Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) bei Harste statteten wir einen kurzen Besuch ab. Wie in den letzten 20 Jahren auch, waren hier die gelben Bienen leicht und schnell zu finden. Auch wenn einige bereits Trockenschäden aufwiesen, konnte ich endlich mal wieder diese hübsche Laune der Natur fotografieren.

 

Anfang August war ich zum persönlichen Abschluss der Orchideensaison nochmal in Nordbayern unterwegs, um einige besondere Ständelwurz (Epipactis) zu fotografieren. Das Hauptziel war nach 2012 wieder die erst 1996 in Deutschland (Thüringen) und 2008 in Bayern nachgewiesene bzw. entdeckte Greuters Stendelwurz (Epipactis greuteri), welche hier ihr größtes Vorkommen weit und breit besitzt. Die Art ist 1981 aus Griechenland beschrieben worden und kommt in Deutschland nur in jeweils einem Gebiet in Thüringen und einem in Bayern vor. Auch die Spätblühende Ständelwurz (Epipactis helleborine var./subsp. moratoria) wollte ich hier einmal anschauen, da diese in Fachkreisen sehr umstritten ist. Den Abschluss der zweitägigen Tour bildete neben einem chlorotischen Exemplar der Breitblättrigen Stendelwurz (Epipactis helleborine) noch ein tolles Vorkommen der Violetten Ständelwurz (Epipactis purpurata), in dem jährlich auch Pflanzen ohne Farbstoff vorkommen und dadurch völlig weißlich-grün erscheinen (f. chlorophylla).

 

Mein Dank für viele spannende und interessante Information im Vorfeld und während meiner Reise gebührt meinen Orchideenfreunden Martin Hild, Mathias Lohr, Mark Dittrich, Dominik Beier, Bernd Tenschert und Adolf Riechelmann.