Der Eremit - ein schöner Käfer mit schlechtem Image

Einer der berühmtesten und zugleich berüchtigtsten Käfer unserer Heimat ist der Eremit (Osmoderma eremita), auch Juchtenkäfer genannt. Als eine sehr seltene und vor allem europaweit hochgradig geschützte Art, schafft er es immer wieder, größere Bauprojekte ins Wanken zu bringen. Insbesondere im Rahmen von Stuttgart 21 erlangte der Eremit große Berühmtheit. Doch so sehr sich Bauherren vor ihm fürchten, genau so sehr begeistere ich mich für diesen großartigen und eindrucksvollen Käfer.


Meine erste Begegnung mit der Art war im Jahr 2010, als ich durch den bekannten Berliner Käferexperten Jens Esser mein erstes Exemplare gezeigt bekam. Zwar gelangen mir damals schon schöne Bilder dieser besonderen Art, aber das Tier war leider in keinem guten Zustand. In all den Jahren danach wollte ich unbedingt bessere und auch andere Bilder machen. Ich war daher oft auf der Suche in alten Parkanlagen und  Waldgebieten mit großen Mulmhöhlen, ein Fund blieb aber lange Zeit aus. Einen Eremiten zu finden, ist eben nicht gerade leicht. Die Art lebt viele Jahre als Larve in großen mit Mulm bestandenen Baumhöhlen, die nur  schwer erreichbar sind. Die Käfer schlüpfen dann im Sommer und leben die wenigen Wochen ihres restlichen Lebens in diesen oftmals unzugänglichen Höhlen, ohne sie jemals wirklich zu verlassen. Lediglich an schwül-warmen Sommerabenden kann man die Tiere am Höhleneingang sehen, wo sie ihren pfirsichartigen Duft verströmen. Es kommt auch zu kurzen Flügen, aber der Eremit gilt allgemein als sehr immobil. Daher haben die lokalen Vorkommen auch einen hohen Schutz verdient, da durch die Beseitigung nur eines besiedelten Baumes eine  ganze Population vernichtet werden kann.   


Nach vergeblicher Suche in brandenburgischen und hessischen Wäldern, in denen nur die charakteristischen Kotpillen zu finden waren, konnte ich in diesem Jahr wieder Eremiten sehen. Und das nur 6 Kilometer Luftlinie von meinem Zuhause entfernt … Wahnsinn! In einem größeren, parkartigen Waldgebiet im Berliner Norden fand ich drei Männchen der Art an ihrem Brutbaum. Bereits einige Tage zuvor waren die Tiere dort gesehen worden. Danke an Frederik für den Tipp!