Roadtrip Österreich 2021

Nach einem für mich bereits fotografisch und orchideenkundlich sehr erfolgreichem Frühsommer, ging meine Sommertour dieses Jahr endlich mal wieder in den Osten Österreichs. Für diese klimatisch sehr stark pannonisch geprägte Region Mitteleuropas, hatte ich mir wieder einige besondere Ziele rausgesucht, welche ich im Osten Deutschlands nicht finden kann.

 

Nach einer späten Anreise in Wien, musste ich am ersten Morgen direkt unweit meiner Unterkunft erstmal den berühmten Wiener Feldhamstern auf einem innerstädtischen Friedhof einen Besuch abstatten. Es ist einfach unbeschreiblich, diese kleinen Nager mitten in der Stadt so zutraulich zu beobachten, während der Feldhamster in Deutschland vom Aussterben bedroht und weitestgehend nachtaktiv ist. Gegen Mittag traf ich dann Patrick Henschke (https://patrickhenschke.jimdofree.com), der mir im Lainzer Tiergarten endlich meine ersten Alpenböcke (Rosalia alpina) zeigen wollte. Nach einem kurzen Anstieg fanden wir in dem mit alten und mächtigen Buchen bestandenen Laubwald schnell eine Vielzahl dieser auffallenden und wunderschönen Bockkäfer. Selbst Paarungen und Kämpfe zwischen den Tieren waren zu beobachten und die Zeit verging sehr schnell. Anschließend suchten wir am Rande des Wienerwaldes ein großes Trockenrasengebiet auf, welches meine Begleitung sehr gut kannte und wo die für mich wichtigste Wunschart der ganzen Tour gesucht werden sollte. Nachdem ich oft und viel in verschiedenen Heuschreckenbüchern darüber gelesen hatte, wollte ich endlich auch mal live eine Große Sägeschrecke (Saga pedo), die größte Heuschrecke Europas, sehen. Mit einer beachtlichen Größe von bis zu 10 cm handelt es sich um ein bemerkenswertes Tier, auf dessen Speisezettel sogar Gottesanbeterinnen stehen. Zusammen mit Patrick und Richard, der zur Gruppe dazustieß, suchten wir mehr als eine Stunde vergeblich danach. Erst kurz vor Beginn eines kräftigen Sommergewitters erlöste uns Patrick mit einem lauten „Ich habe eine!“. Es handelte sich um ein ausgewachsenes Exemplar, welches sofort ausgiebig fotografiert wurde. Auch die anderen Heuschrecken dort im Gebiet und an einer weiteren Stelle in der Nähe unmittelbar am Truppenübungsplatz Großmittel waren sehr spannend. So gelangen mir endlich auch meine ersten Funde der in Deutschland ausgestorbenen Steppen-Beißschrecke (Montana montana), der Kleinen Beißschrecke (Platycleis veyseli) und des Gewöhnlichen Dickkopf-Grashüpfers (Euchorthippus declivus).

 

Die folgenden Tage galten dann wieder vollkommen den Orchideen. Zusammen mit Herbert Stärker suchte ich im Burgenland im Günser Gebirge nach besonderen und seltenen Stendelwurz-Arten (Epipactis spec.). Leider waren durch die Trockenheit der vorigen Wochen jedoch die meisten Arten vertrocknet. Bei Rechnitz fanden wir am bekannten Standort der Vöths-Stendelwurz (Epipactis voethii) nur kümmerliche Pflanzen mit vertrockneten Knospen vor. Als nächstes Ziel suchten wir knapp hinter der Grenze in Ungarn bei Bosczok nach der Zierlichen Stendelwurz (Epipactis exilis), welche wir in einem halben Dutzend Pflanzen abblühend fanden. Die im selben Gebiet noch vorkommenden Elbe-Stendelwurz (Epipactis albensis) waren hingegen noch tief knospig. Bei Rumpersdorf fanden sich – möglicherweise aufgrund des frühen Zeitpunktes – noch keine Nordens Stendelwurz (Epipactis nordeniorum). Ein fast kompletter Tag also gemäß dem Motto „Außer Spesen nichts gewesen“. Zumindest bei Redlschlag zeigten sich am späten Abend noch einige Greuters Stendelwurz (Epipactis greuteri) in einem fotografierbaren Zustand. Doch spätestens am nächsten Tag brach der Bann und unweit von Gloggnitz fand ich fotografierbare Exemplare der erst ein Jahr zuvor beschriebenen Wartenstein-Stendelwurz (Epipactis wartensteinii), einer sehr eigentümlichen Sippe, die morphologisch eher an Stendelwurze aus der Slowakei erinnert. Mittlerweile in Graz angekommen, wo ich mit Hilde Könighofer und Dietmar Jakely eine nette Begleitung hatte, galt es dann noch einmal, die Pontische Stendelwurz (Epipactis pontica) zu fotografieren. Eine lange Suche war nicht nötig, da Hilde und Dietmar bereits im Vorfeld für mich die ersten blühenden Pflanzen dieser eigentlich recht spätblühenden Orchideenart gesucht hatten. Nach einem schönen Tagesausklang im Biergarten sollte dann am nächsten Tag das (vor)letzte Ziel der Reise anstehen. Es ging nach Kärnten zum Kleinobir, um die von dort beschrieben Leutes Stendelwurz (Epipactis leutei) zu sehen. Nach den aktuellen Beobachtungen meines Fotografenkollegen Günter Gailberger (http://www.naturfotografie-kaernten.at) nach zu urteilen, wusste ich schon, dass der Aufstieg zum Fundort sich auf jeden Fall lohnen sollte.  Oben angekommen, begrüßten mich dann auch einige Widerbarte (Epipogium aphyllum) und die Leutes Stendelwurz standen in schönster Blüte (wenn auch nicht besonders zahlreich). Mit einem Stopp am folgenden Tag in der Pupplinger Au südlich von München am Standort der farbenprächtigen Epipactis x pupplingensis, der natürlichen Hybride zwischen der Braunroten Stendelwurz (Epipactis atrorubens) und der Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris), endete dann für mich wieder eine erfolgreiche Tour durch die Fauna und Flora Mitteleuropas auf der ich – nicht zuletzt dank der netten Hilfe von Freunden – viel sehen und fotografieren konnte.